Vom Bosporus bis zum Pazifik, vom Arktischen bis zum Indischen Ozean – Asien ist riesig. Und so groß wie der Kontinent ist auch die kulturelle und ethnische Vielfalt.
Indien und China, Iran und Ost-Timor – auf den ersten Blick haben diese Länder nicht viel gemeinsam. Trotzdem wird oft vom Asiatischen Wohnstil gesprochen. Was es damit auf sich hat, wollen wir uns hier näher anschauen. Im ersten Teil geht es um Indien und Japan, zwei sehr gegensätzliche Kulturen.
Indien
Wer auf dem Subkontinent unterwegs ist, erlebt auf Schritt und Tritt einen echten Farbenrausch. Kein anderes Land strahlt in so kräftig leuchtenden Farben. Die „Blaue Stadt“ Jodhpur und „Pink City“ Jaipur sind – wie auch die farbenprächtigen Basare mit Bergen von Gewürzen – nur einige Beispiele der allgegenwärtigen Opulenz.
In Indien dominieren Orange-, Rot- und Gelbtöne – aber auch Violett, Blau und Türkis findet man fast überall. „Viel hilft viel“ scheint die Devise zu sein. Nicht umsonst feiert man das „Fest der Farben“ gerade hier: wenn sich die Menschen zu Holi allerorts mit dem buntem Farbpulver bewerfen, gleicht das Land fast einem expressionistischen Gemälde.
Im Wohnbereich sind es jedoch meist Stoffe und Textilien, welche die Farbe in den Raum bringen: Vorhänge aus Brokat und Seide, bedruckte Kissen und Decken, Stickereien und gewebte Teppiche. Gern darf es auch glitzern, weshalb vieles mit kleinen Spiegeln, Pailletten und Goldfäden versehen ist.
Im Kontrast dazu werden Möbel oft aus dunklem Massivholz gefertigt. Die heimischen Holzarten Palisander, Sandel und Shisham bilden die Basis der traditionellen Handwerkskunst. Angesichts der hohen Preise und knapper Ressourcen greifen Tischler heute zunehmend auch auf Altholz zurück, Material also, das schon mal verwendet wurde. Dadurch entsteht der für viele Möbel typische Vintage-Look mit seiner unverwechselbaren Patina.
Charakteristisch für indische Interieurs sind die opulenten Schnitzereien, die man an Möbeln, aber auch an Türen, Fenstern und Hauseingängen findet. Als Motiv beliebt sind hinduistische Gottheiten wie Ganesh oder Hanuman, Tierfiguren, aber auch abstrakte Ornamente und Dekore. Dekoration gehört in Indien immer dazu.
Der Indische Wohnstil ist also in jeder Hinsicht überbordend. Genau richtig für alle, die es exotisch und opulent lieben. Wer es etwas dezenter mag, kann sich auf ein einzelnes Möbelstück beschränken – als Schmuckstück und Eyecatcher lässt es sich gut mit den verschiedensten Einrichtungsstilen kombinieren.
Damit es nicht zu bunt wird, kann man sich natürlich auch auf einen bestimmten Farbbereich beschränken. Ein Beispiel für diese etwas dezentere Spielart indischen Designs ist das abgebildete Schlafzimmer einer Ferienwohnung.
Merkmale des indischen Wohnstils:
– opulente Formen und Farben
– leuchtende Gelb- Orange- und Rottöne
– aufwändige Verzierungen und Schnitzereien, Ornamente und Figuren
– dunkle Tropenhölzer und Materialien mit Patina
– farbige Stoffe, Seide und Brokat
– Dekoration: Götterstatuen, religiöse Motive
Japan
In Japan durchdringt die Idee des Zen alle Lebensbereiche, also auch die Art zu Wohnen. Einfachheit und der Verzicht auf Überflüssiges sind wesentliche Aspekte der Kultur.
Bevorzugt wird deshalb ein zurückhaltendes Ambiente mit natürlichen Materialien und Farben – dezente Töne und zarte Pastellfarben bestimmen das Bild. Weniger ist mehr.
Keine Kompromisse gibt es indes bei der Qualität. Nur das Beste ist gut genug. Ob Möbelbau, Kalligrafie oder Teezeremonie – in der japanischen Tradition gehört Perfektion dazu.
Die Wohnung wird in Japan als besonderer Ort betrachtet. Mit ihm betritt man einen geschützten Raum jenseits des Alltags und streift mit den Schuhen auch die äußere Welt ab.
Wie in vielen asiatischen Ländern spielt sich das Leben nah am Boden ab: man sitzt – auch zum Essen – auf Tatamis (Reisstrohmatten) und schläft auf Futons. Was nicht sichtbar sein soll, wird in Schränken und Truhen verstaut, die unauffällig in den Wohnraum integriert sind. Mit Schiebewänden und Paravents aus Reispapier kann der Raum je nach Bedarf verändert und neu aufgeteilt werden. Gerade Linien und rechteckige Formen prägen die Inneneinrichtung.
Dekoration wird in Japan mit großer Bedachtsamkeit ausgewählt und arrangiert. Auch dieser Brauch entspringt dem Zen-Gedanken. Dabei wird die Gestaltung mit Lampions, Bonsais, Gongs und Wandfächern zur Meditation – und lädt gleichzeitig zu selbiger ein.
Der japanische Wohnstil ist perfekt für alle, die sich einfach und natürlich einrichten wollen.
Ein so gestalteter Wohnraum strahlt eine meditative Klarheit und Ruhe und aus, die ansteckend wirkt.
Merkmale des japanischen Wohnstils:
– minimalistisches Design, rechteckige Formen
– leichte Bauweise
– natürliche Materialien: Bambus, Keyaki-Holz, Papier, Reisstroh, Stein, Keramik
– dezente, natürliche Farben und Pastelltöne
– bodennahes Wohnen
– typische Elemente: Paravent, Tatami, Schiebetür, Lampion, Futon
– Dekoration: Kalligaphie, Buddha-Statuen, Bonsai, Keramik, Gong
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